Unsere Häuser
Ein Kollodium-Nassplatte Verfahren, Lüben 2023–2024
Porträts der Lübener im Sonntagsstaat vor ihren Häusern
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Michele Pero über sein Projekt:
»Lüben ist kein modernes Dorf. Es hat eine Geschichte. Eine Geschichte, die ihre Bewohner mit Stolz bewahren und zeigen. Vom ersten Haus am Ortseingang bis zum neuesten Haus mit der Nummer 31, das vor einigen Jahren gebaut wurde, ist Lüben ein gepflegtes Juwel, das zeigt, dass die Menschen hier sowohl auf ihr eigenes Eigentum als auch auf das Gemeinwohl achten.
Zum Leitmotiv der 16. Werkstattwoche: Würde
Von Fassaden bis zu den Hofgärten, von den Freiflächen bis zu den Feldwegen – überall kann ich hier die Würde des Lebens erspüren. Lüben, seine Häuser und seine Menschen strahlen noch immer die Würde aus, an die ich mich von der Teilnahme an der 14. Werkstattwoche 2017 erinnerte. Ich beschloss, vor jedem Haus ein Porträt der Besitzerinnen und Besitzer zu machen. Die Personen sollten ihre Kleidung frei wählen können – sich aber sorgfältig, also ›sonntäglich‹, kleiden. Die Kleidung sollte die Schönheit der Häuser und den Stolz der Lübener auf ihr Dorf widerspiegeln.
›Unsere Häuser‹ ist der Titel des Kunstprojekts, und jede Tafel wird mit ›Haus Nr. XX‹ betitelt. Es geht um inszenierte Fotografie, keine Schnappschuss-Anmutung. Jedes Motiv wird sorgfältig vorbereitet, das Ziel ist also nicht, einen alltäglichen Moment festzuhalten. Sowohl das Gebäude als auch die Personen im ›Sonntagsstaat‹ sollen die Schönheit ihres Dorfes symbolisieren. Alle zeigen sich dabei von ihrer besten Seite.
Der Nassplatten-Kollodiumprozess
Alle Motive werden mit dieser alten Technik auf Aluminiumtafeln aufgenommen. Im Sommer 2023 konnten mich die Lübener mit meiner tragbaren Dunkelkammer und der hundert Jahre alten Holzkamera beobachten, umgeben von Chemikalien und Arbeitsmaterial. Pro Motiv wird nur ein einziges Original erzeugt; es gibt keine weiteren Abzüge. Der Nassplatten-Kollodiumprozess verleiht den Bildern einen besonderen Reiz. Die Unvollkommenheiten, die dabei auf den Tafeln entstehen, bilden einen visuellen Gegensatz zur Perfektion der Inszenierung.
Das antiquierte Aussehen der Tafel steht im Kontrast zu den Neubauten und der zeitgenössischen Kleidung – oder der historisierende Eindruck wird noch verstärkt, wenn es sich um historische Gebäude handelt und die Porträtierten altertümliche Kleidung wählen. So entsteht jeweils ein individuelles, spannungsreiches Kunstwerk, dass an die Anfänge der Fotografie erinnert.
Zugleich ergibt sich eine Dokumentation Lübens und seiner Bevölkerung im 21. Jahrhundert. Bisher wurden im Rahmen der 16. Werkstattwoche Lüben acht Häuser fotografiert. Jedes Motiv braucht Zeit – von den Vorgesprächen mit den Besitzerinnen und Besitzern, der Entscheidung für die perfekte Tageszeit für das Gebäude und den langsamen Entstehungsprozess in der mobilen Dunkelkammer.
Sehen Sie sich die Fotogalerie „Unsere Häuser“ unter diesem Link an..
Mein Plan ist, dieses Projekt im Sommer 2024 weiterzuführen!
Michele Pero